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Kurz, knapp, präzise und prägnant

Ein Erfahrungsbericht (von Michael Sprenger)


Um 0800 stehe ich bei Paul Becker auf der Fußmatte und suche verzweifelt die Klingel. Ein solides Klopfen führt schließlich zum Ziel und ich werde mit einem freundlichen "Moin Micha! Schön, dass du da bist." hereingebeten. Es gibt ein solides Frühstück und wir besprechen nochmal den Plan für die bevorstehenden zwei Tage. Ich habe 10 Einheiten Privattraining zum Thema Entscheidungsfindung und Konsequenz gebucht. Bereits im Vorfeld hat Paul meine Bedürfnisse analysiert und basierend darauf, ein Trainingskonzept für das Wochenende erarbeitet. Wir packen noch etwas Kaffee ein und begeben uns in Richtung der Sporthalle. Es ist 10 Uhr als wir mit einem Theorieunterricht beginnen. Man merkt, dass Paul nicht das erste Mal Strategie, Taktik und Entscheidungsfindung unterrichtet. Ich kenne zwar bereits einige Begriffe, aber was sich hinter einzelnen Elementen der Entscheidungsfindung im Gefecht verbirgt, wird mir erst in diesem Moment so richtig klar. Genug geredet. Wir wärmen und ein bisschen auf. Neben Mobilisation laufe ich auch durch eine Koordinationsleiter und über diverse Linien, um meine Beine ein bisschen zu lockern. Das eigentliche Training ist als Lektion aufgebaut. Heißt, Paul bekommt den ganzen Tag von mir auf den Deckel. Hiebe, Versatze, Schritte, Ausgangspositionen, Körperhaltung... ich dachte, ich kann schon fechten. Aber genau darum geht es mir hier. Absolutes Feintuning durch einen geschulten Ausbilder. Allerdings bedarf es doch einer recht hohen intrinsischen Motivation, seine Bewegungen optimieren zu wollen, denn ich bin zunehmend frustriert. Paul merkt das sofort und sagt "Denk dran, wir feilen hier an Perfektion. Deine Bewegungen sind sehr gut, aber du bist hier, um sie zu perfektionieren.". Immer wieder ordnet er Erfolg und Misserfolg ein, sodass ich das Gelernte für mich gut bewerten kann. Langsam macht sich ein Hungergefühl breit. Wir packen unser Zeug zusammen und machen uns auf den Weg zu Paul. Ein leckerer Salat ist vollkommen ausreichend, um genügend Kalorien für die Nachmittagseinheit zu uns zu nehmen. Paul musste aufgrund einer kurzfrisitgen Lageänderung - ein unangekündigter Kindergeburtstag in der Sporthalle - am Vortag noch umdisponieren. Kein Problem. Wir fechten im lokalen Festsaal des Ortes. Nicht der schlechteste Platz, für eine Lektion. Eine kurze Wiederholung vom Vormittag, dann wird es ein wenig komplexer. Ich jage Paul in Bahnen durch den Saal und reagiere im Angriff auf seine Aktionen. Es geht zunehmend automatisch. Wir sind hier zwar noch nicht bei osteuropäischer HEMA-Tournament-Geschwindigkeit angekommen, aber das ist gerade auch nicht das Ziel. Ich möchte eine Methode erlernen, mit der ich später weiter arbeiten kann. Zum Abschluss wird es nochmal etwas schneller. Wir wechseln auf Schaumstoffschwerter. Ultraleichtes und schnelles Gerät mit dem man sich nicht verletzen kann. Die Dinger machen - wie immer - sehr viel Freude. Nun wird mir nichts mehr geschenkt. Ich darf beliebig angreifen, er führt Aktionen aus, auf die ich regieren muss. Angriff, Versatz, Antwortangriff, Gegenangriff... ich habe gut zu tun. Dabei beschränken wir uns hier gerade auf Oberhäue. Dann ist die Einheit auch schon vorbei. Körperlich entspannt, mental äußerst fordernd. Zufälligerweise ist an diesem Abend die Abschlussfeier von Pauls Schule, zu der ich direkt mit eingeladen wurde. Der Abend klingt daher sehr entspannt aus. Tag 2. Heute gibt es eine umfängliche Wiederholung. Irgendwie läuft es alles deutlich besser als gestern. Ein paar Dinge kommen noch hinzu. Am Nachmittag führen wir sämtliche Elemente in der Lektion und der kampfnahen Übung zusammen. Puh...geschafft. Wie immer bei Paul endet die Veranstaltung mit einer Feedbackrunde. Ich bekomme drei grüne und drei rote Karten und schreibe auf, was mir gefallen hat bzw. wo ich Verbesserungspotential sehe. "Kurz, knapp, präzise und prägnant" bekomme ich als Rückmeldung zu meinem Feedback. Anscheinend habe ich an diesem Wochenende etwas gelernt.

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